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28 – Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt!

29. November 2010

Cold Comfort Farm von Stella Gibbons.
Und zwar, weil es den Film Cold Comfort Farm ohne den Roman Cold Comfort Farm nicht geben würde. Das Buch, muss ich ehrlich zugeben, habe ich nicht gelesen. Dafür den Film, den man zum Glück  daraus gemacht hat, öfter gesehen, als es gesund sein kann.

Es ist sehr schwer zu erklären, worum es geht, ohne die köstlichen Details zu verraten, die man lieber nicht erzählt bekommen sollte. Cold Comfort Farm ist ein BBC – Fernsehfilm, wenn mich nicht alles täuscht, ich bin darauf gestoßen, als ich mit den Austen-, Bronte- und Gaskell-Verfilmungen des BBC komplett durch und auf der verzweifelten Suche nach dem nächsten Schuss war.

Die junge Flora Poste verliert ihre Eltern, die sie im Grunde kaum kannte, die aber großen Wert auf ihre Bildung gelegt hatten. Wie das so ist, steht sie also eines Tages da, gebildet, chic und absolut unfähig auf irgendeine Art einen Lebensunterhalt zu verdienen. Sie hat, sonst wäre es kein Abenteuer, 100 Pfund im Jahr, und das war schon bei Jane Austen kein Zuckerschlecken. Für Flora Poste in den dreißiger Jahren sind 100 Pfund nicht mal ansatzweise elegant, daher sieht sie sich nach Verwandten um, die sie aufnehmen können. Sie sucht sich die Starkadders aus, die leben auf dem Land auf Cold Comfort Farm, düster und verschroben, wie es sich gehört.

Auf einer ordnungsgemäß düsteren englischen Farm liegt ein Fluch, so auch auf Cold Comfort. Es gibt ein ebenfalls düsteres Geheimnis, einen Haufen miteinander unübersichtlich verwandter und verschwägerter Menschen, unter ihnen ein Mädchen, das seit ihrer Geburt jemandem versprochen ist, den sie nicht heiraten will, eine Mutter mit  diffusem Nervenleiden und eine Großmutter, Ada Doom, die alle und alles aus einem verdunkelten Zimmer heraus kontrolliert. Die Allmacht der Doom-Großmutter gründet darin, dass sie in grauer Vorzeit „something nasty in the woodshed“ gesehen hat.

Während alle mit der Übererfüllung ihrer düsteren Rollen beschäftigt sind und dabei vergeblich hoffen, dass die Nebel sich lichten und die Kühe wieder Milch geben, kommt die patente Flora Poste und lässt erstmal die Vorhänge waschen. Mit der  Zuversicht von Romanheldinnen, die wissen, dass einer Frau mit gutem Geschmack und passablen Beinen im Grunde nichts passieren kann, räumt Frau Poste auf, unbeirrt vom großen Düsternis und siehe da, die Sonne geht auf.

Für mich ist Cold Comfort Farm der Film, der gute Laune macht. Ich muss aber anmerken, dass dieser Film eher etwas für Menschen ist, die sich ihre Liebe zum BBC-Kostümfilm bereits verziehen haben. Oder aber für Menschen, die genug Austen und Bronte intus haben um der Parodie etwas abgewinnen zu können.